KI – Arbeit – Bildung – Frieden
Die neue FIfF-Kommunikation 3/2025 ist erschienen:
KI, Arbeit, Bildung, Frieden sind bedeutende Bereiche der Informatik, mit denen sich das FIfF regelmäßig auseinandersetzt – so auch in dieser Ausgabe der FIfF-Kommunikation.
Formiert sich der militärisch-industrielle Komplex neu? fragt Hans-Jörg Kreowski im ersten Beitrag dieser Ausgabe. Er zeichnet dazu die Entwicklungen der Künstlichen Intelligenz zum Hype und die Auswirkungen auf das Militär nach, die sich unter anderem aus der Einflussnahme der (US-amerikanischen) Tech- und KI-Konzerne ergeben. Dies habe auch Auswirkungen auf den militärisch-industriellen Komplex als Ganzes: „Es gibt offenbar Verschiebungen und Neuformierungen innerhalb des militärisch-industriellen Komplexes aufgrund des Aufkommens der (generativen) KI und der damit verbundenen hohen Erwartungen. … Die allgemeine Kriegsgefahr steigt, weil der Einsatz generativer KI eine Überlegenheit gegenüber der gegnerischen Seite in der Kriegsführung verspricht …“
In seinem Beitrag AI Narrative Breakdown. A Critical Assessment of Power and Promise untersucht Rainer Rehak den sich nach wie vor entwickelnden Diskurs rund um künstliche Intelligenz (KI). Ernimmt dabei die vorherrschenden Narrative des gesellschaftlichen Umgangs mit KI kritisch in den Blick und beleuchtet zentrale Diskursfelder wie Handlungsfähigkeit und Entscheidungsfindung,Autonomie, Wahrhaftigkeit, Wissensverarbeitung, Vorhersage, allgemeine Zweckmäßigkeit, Neutralität und Objektivität, unpolitische Optimierung, bahnbrechende Nachhaltigkeit, Demokratisierung, Massenarbeitslosigkeit und die dualistische Darstellung von KI als Vorbote gesellschaftlicher Utopie oder Dystopie: „Die Analyse dieser KI-Narrative zeigt, dass sie oft nicht auf den technischen Eigenschaften dieser Systeme beruhen, häufig Missverständnisse über ihren Nutzungskontext beinhalten und somit nicht zu einer fruchtbaren und produktiven Debatte beitragen, sondern diese manchmal sogar behindern. Ihre starke Präsenz in aktuellen Diskursen kann auf ein Missverständnis der Technologie, die Missachtung ihrer gesellschaftlichen Einbettungoder darauf zurückzuführen sein, dass solche Narrative lediglich kommerziellen Zwecken dienen.“
Über die Rückgewinnung der Autonomie über das eigene Denken und Handeln im Schulunterricht schreibt Ralf Lankau. In seinem Beitrag, der durch eine Referenz auf die dystopische KurzgeschichteThe fun they had von Isaac Asimov eingerahmt ist, in der einsames, maschinengetriebenes Lernen dem gemeinsamen Lernen in der Schulklasse gegenübergestellt wird, kritisiert er vorallem die Reduzierung des Unterrichts auf reines abfragbares Repetitionswissen, wie es durch die Computerisierung des Lernens gefördert wird. Er fordert stattdessen eine Konzentration des Unterrichts auf Erziehen, Unterrichten, Vermitteln und Verstehen: „Der Mensch muss wieder als Subjekt (nicht Muster), mit seinen konkreten Bedürfnissen und seinem individuellen Anspruch auf Bildung und Einbindung in die Sozialgemeinschaft im Mittelpunkt stehen. … Die im Unterrichteingesetzten technischen Medien (IT und KI) müssen durch Lehrkräfte und Schüler steuerbar sein,nicht umgekehrt.“
Von der Konferenz Labor, Unions, and the Future of Work, die vom 10. bis 12. Juli 2025 in München stattfand, berichtet Dagmar Boedicker. Auf dieser Konferenz wurde das Thema Arbeit und gewerkschaftliche Macht interdisziplinär betrachtet und diskutiert: „Welches Potenzial für Veränderung haben welche Akteure? Und was sind ihre dringendsten Aufgaben? Gewerkschaftenbrauchen den Dialog mit den Wirtschaftswissenschaften, Änderungen im Technikbereich und derProduktivitätszuwachs fordern gewerkschaftliche Verhandlungsmacht gegen den Verlust von Arbeitsplätzen heraus“, wurde einleitend bei der Konferenz gefragt und dies in Vorträgen und Diskussionen beleuchtet. Die Autorin schließt den Bericht mit den Gedanken: „Handlungskraft und Wirksamkeit lassen sich durch Gemeinschaft und Vernetzung erreichen. Wir sollten aber auch das utopische Denken über Arbeit nicht vergessen: Wenn immer mehr unserer Pflichten von Maschinenübernommen werden, ist das etwa ein Grund, immer mehr zu arbeiten?“
Abschließend befasst sich Berthold Molden mit Kausalitätsverdrehungen in der Weltpolitik. Bezogen auf George Orwells 1984 kritisiert er das Bestreben, das Denken und Fühlen zu manipulieren. Dies lasse sich auch in der (formal-) demokratischen Welt beobachten. Im Interview Tucker Carlsons mit Wladimir Putin zeige sich beispielhaft „… die mediale Aufbereitung einer anderen für Europaverhängnisvollen Zangenbewegung zweier Autoritärer mit großem Waffenarsenal. Wenn wir gegen deren Skrupellosigkeit schon nicht viel tun können, sollten wir zumindest nicht ihren Lügen auf den Leim gehen.“
Ergänzt wird die Ausgabe wieder mit Beiträgen aus netzpolitik.org und der Dokumentation ausgewählter Erklärungen und offener Briefe.
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